Der erste Gegenstand

In jeder Fährte werden Gegenstände vom Fährtenleger ausgelegt. Der Hund hat jetzt zwei Möglichkeiten, auf den Gegenstand aufmerksam zu machen.

1. Bringen des Gegenstandes zum HF:  
Der Hund kann den Gegenstand aufnehmen und zum HF bringen. Der HF muss dann sofort stehen bleiben und darf nicht auf den Hund zugehen. Ich bin der Meinung, dass dies eine schwierige Methode ist und nur ganz selten dem Hund antrainiert wird. Bis jetzt konnte ich auch noch auf keiner Prüfung diese Methode mit ansehen. Wenn der HF dem Hund diese Methode antrainiert hat, muss er dem Richter dies auch mitteilen.

Eine Gefahr in dieser Methode besteht darin, dass der Hund den Gegenstand beim Bringen zum HF fallen lässt. Die Punkte für diesen Gegenstand wären dann verloren. Auch ist diese Methode nicht Praxis nah. Stellt euch vor eurer Hund wäre ein Polizeihund. Er würde jetzt eine Fußspur von einem Triebtäter verfolgen. Der Triebtäter hätte einen Gegenstand verloren an dem noch Fingerabdrücke hängen. Wenn der Hund diesen Gegenstand in den Fang nimmt und zum HF bringt, können diese wichtigen Fingerabdrücke verwischen. Auch können an dem Gegenstand noch Hautpartikel oder Haare haften (Überprüfung der DNA). Beim Aufnehmen des Gegenstandes durch den Hund wären diese Partikel wahrscheinlich verloren. Da ist die zweite Methode besser.

2 Verweisen des Gegenstandes:  
Hier trainieren wir dem Hund an, dass er sich entweder vor den Gegenstand hinlegt, hinsetzt oder vor dem Gegenstand stehen bleibt. Alle drei Methoden sind erlaubt. Der Hund kann zwischen diesen drei Varianten während einer Prüfung auch wechseln. Nur sieht dies nicht so gut aus, und könnte auf zu wenig Training hin deuten. Es gibt Hunde, die wollen sich einfach nicht hinlegen. Dann könnte man den Hund auch vor dem Gegenstand sitzen lassen.

Ich trainiere aber ausschließlich das "Platz" vor dem Gegenstand. Wichtig ist, dass wir keinerlei Zwang für das Platz auf der Fährte gebrauchen. Der Hund muss den Gegenstand auf der Fährte immer positiv verknüpfen. Wie wir dies dem Hund antrainieren, kommt weiter unten. Falls wir doch mal Zwang (Leinenruck) gebrauchen müssen, darf dies niemals auf der Fährte selbst sein. Dies trainieren wir dann separat.

Praxis am Gegenstand:  
In dem vorigen Kapitel habe ich gesagt, dass wir ca. 5 Futterbrocken auf den Gegenstand legen sollen. Dies benötigen wir ausschließlich deshalb, weil wir den Hund am Gegenstand erst mal stoppen müssen. Die fünf Futterbrocken sind dafür ideal. Wir brauchen keinen Leinenruck und kein Kommando. In der Zeit wo der Hund diese fünf Futterbrocken aufnimmt, nähern wir uns blitzschnell dem Hund. Wir gehen auf der rechten Seite in die Hocke und halten schon eine Hand voll Futter bereit. So wie der Hund diese fünf Futterbrocken vom Gegenstand aufgenommen hat, müsst Ihr aktiv werden. Ihr macht den Hund auf die geschlossene Hand aufmerksam. Die geschlossene Hand haltet Ihr so, dass die Seite der Fingernägel zur Schnauze des Hundes zeigen. Ihr dreht jetzt langsam die Hand vor der Schnauze des Hundes zum Boden hin. Der Hund versucht jetzt an die Futterbrocken in der Hand zu kommen. Er will sich regelrecht und die Hand graben. Je näher Ihr die Hand zum Boden führt, um so kleiner macht sich der Hund. Vielleicht bringt der Hund sich schon in eine Platzposition. Sowie der Hund im Platz liegt, werdet Ihr die Hand blitzschnell öffnen und den Hund fressen lassen. Sollte der Hund immer noch nicht liegen, könnt Ihr die Hand Richtung Boden führen und dann Richtung Bauch des Hundes. Spätestens dann legt sich der Hund. Wichtig ist nur, so wie der Hund liegt, öffnet sich blitzschnell die Hand.

Die meisten HF kennen diese Methode bestimmt. Viele trainieren so dem Welpen schon das Platz an. Ihr könnt dies auch abseits von der Fährte trainieren. Einfach die geschlossene Hand vor dem Hund in Bodennähe bringen. So wie der Hund liegt, die Hand öffnen.

Wenn Ihr jetzt den Hund am Gegenstand durch die Methode ins Platz gebracht habt, ist es noch nicht zu Ende. Ihr müsst jetzt schnell sein. Bevor der Hund jetzt die Futterbrocken vom Boden wieder aufgenommen hat, müsst Ihr eine zweite und dritte Hand mit Futter nachwerfen. Am besten ist es, wenn der Hund nicht sieht, wo her die Futterbrocken kommen.

Auf gar keinen Fall dürft Ihr die Futterbrocken dem Hund aus der Hand anbieten. Last die Brocken einfach auf den Gegenstand fallen. Die beste Ausbildung wäre die, dass der Hund wie hypnotisiert den Gegenstand fixiert, da er denkt damit die Futterbrocken herbei zu zaubern.

Gebt Ihr dem Hund die Futterbrocken aus der Hand, wird er sich mehr auf deine Hand konzentrieren. Der Gegenstand wird dann nicht mehr interessant. Später wird der Hund beim Verweisen des Gegenstandes sich in deine Richtung drehen. Dies wäre dann ein Ausbildungsfehler, der nur schwer wieder raus zu bekommen ist.

Also unbedingt Futter am Boden anbieten.

Sollte der Hund nach den Futterbrocken sich schon selbst legen, da er eine zweite Ladung Futter erwartet, könnt Ihr diese fünf Futterbrocken auf dem Gegenstand weglassen.
Wenn der Hund sich selbstständig legt, nähert Ihr euch blitzschnell dem Hund und werft eine Hand voll Futter auf den Gegenstand. Wieder so, dass der Hund möglichst nicht sieht wo das Futter her kommt.

Ein Tipp:  
Werft dem Hund erst einen Futterbrocken hin. In der Zeit, wo der Hund diesen Brocken aufnimmt, kommt der Rest aus der Hand. So kann er nicht sehen, wo das Futter her kommt.

Die Fährte wird jetzt so lange vom Abgang bis zum ersten Gegenstand trainiert, bis der Hund diesen Gegenstand sauber verweist.

Hochheben des Gegenstandes: 
Der Gegenstand muss natürlich hochgehoben werden. Dies ist ein kritischer Punkt. Wenn Ihr aus der Hocke kommt, will der Hund meistens mit aufstehen. Dies müssen wir verhindern. Der Gegenstand muss aber aufgehoben werden.. Einmal weil Ihr diesen Gegenstand bei einer Prüfung dem Richter zeigen müsst und zum anderen, weil Ihr nicht genug Gegenstände habt, um diese immer im Gelände liegen zu lassen.

Wie kann man den Gegenstand hochheben, ohne das der Hund aufsteht und weiter fährten will? Es ist ganz klar ein Ausbildungsfehler, wenn Ihr aus der Hocke kommt und der Hund einfach ohne Kommando weiter fährtet. Dies kann auch passieren, wenn Ihr nach der Fährtenleine greift. Der Hund hat erst weiter zu fährten, wenn Ihr die Fährtenleine  in der Hand habt, die Grundstellung neben dem liegenden Hund eingenommen habt und dann der Befehl "Such" erfolgt.

Normal müsste dies auch funktionieren. Aber dieser Fehler schleicht sich mit Sicherheit noch ein. Spätestens dann, wenn Ihr das verweisen des ersten Gegenstandes nicht lange genug trainiert habt und der Hund weiß, dass nach dem ersten Gegenstand noch weitere Futterbrocken auf ihn warten.

Ein Tipp:  
Hebt den Gegenstand ein kurzes Stück an. Beobachtet den Hund genau. Er darf nicht aufstehen. Legt den Gegenstand wieder hin und legt noch zwei Futterbrocken dabei. Wiederholt diese Zeremonie ca. 3mal. Der Hund lernt dann, dass nach dem hochheben des Gegenstandes, noch mal ein Futterbrocken folgt. Dies könnt Ihr genau so mit der Fährtenleine machen. Fährtenleine hochheben, Grundstellung einnehmen und dem Hund noch mal einen Futterbrocken hinwerfen.

Der Abschluss besteht darin, den Gegenstand eingesteckt zu haben und in Grundstellung mit der Fährtenleine in der Hand zu stehen. Dann wird der Hund am Halsband vom Acker geführt. Die Nase darf nicht mehr auf den Boden kommen.

Erst wenn der Hund diesen ersten Gegenstand sauber verweist, könnt Ihr weiter machen. Wenn Ihr es geschafft habt, dem Hund bis hier alles zu vermitteln, gehört Euch ein dickes Lob. Ich kann dazu nur sagen, dass Ihr die größte Hürde bis zu einer SchH 1-Fährte geschafft habt. Der Rest ist ein Kinderspiel.

Separates Training zum Verweisen des Gegenstandes: 
Ihr könnt das Verweisen auch separat trainieren. Dazu geht einfach mit dem Hund auf eine Wiese. Ihr habt den Hund an einer längeren Leine (keine Fährtenleine). Ihr holt ein Schlüsselmäppchen und füllt es mit Futter. Macht das Mäppchen dem Hund interessant und werft es ca. 3-4m vor den Hund. Der Hund möchte jetzt das Mäppchen erreichen. Last euch an das Mäppchen ziehen. So wie der Hund das Mäppchen erreicht hat, gebt Ihr das Kommando Platz. Dieses Kommando darf aber nur bei dieser Übung gegeben werden. Kommt nicht in die Versuchung und benutzt es auf der Fährte.

Wenn der Hund jetzt vor dem Mäppchen liegt, geht Ihr schnell neben dem Hund in die Hocke und öffnet das Mäppchen. Gebt dem Hund einige Futterbrocken und wiederholt das Spiel. Es wird nicht lange dauern und der Hund legt sich von alleine. Sollte der Hund sich nicht legen wollen, könnt Ihr auch leicht auf den Rücken drücken, aber das werdet Ihr nicht brauchen.

Der Vorteil dieser Übung ist, dass Ihr auch mal leichten Zwang (in die Platzposition drücken) ansetzen könnt, ohne das der Hund diesen Zwang direkt mit der Fährte verknüpft. Zum anderen legt sich der Hund immer gerade zum Gegenstand, da er von hinten durch die Leine gehalten wird. Wir nutzen den Oppositionsreflex des Hundes zum Gegenstand hin. Wenn wir den Hund hinten festhalten wird der Hund nach vorne ziehen.

Nachteil: Ihr dürft den Hund nicht an das Mäppchen lassen. Ihr müsst den Hund vor dem Mäppchen ins Platz bringen. Wenn der Hund die Gelegenheit bekommt das Mäppchen in den Fang zu nehmen, wird er später die Gegenstände knautschen. Dies wird als Fehler gewertet. Also bitte aufpassen.